Die Gesundheit unseres Planeten ist für das Überleben der Menschheit elementar. Ohne die Erde wären wir nichts, ohne sie könnten wir nicht überleben. Das hört sich in seiner ganzen Banalität so harmlos an, doch die einzige andere Option, die es gäbe, nämlich die Flucht auf einen anderen Planeten, erscheint schwer vorstellbar, sie ist keine Option, eher für die meisten von uns - wenn wir nicht gerade visionäre Multimilliardäre sind - wohl eine absolute Horrorvorstellung.
Nein, die Erde ist, trotz seiner menschengemachten Fürchter- und Unzulänglichkeiten, schon ganz in Ordnung oder vielmehr: Sie ist das wohl Großartigste, das wir,
ihrer aller Kinder, uns vorstellen können! Wir wollen hier eigentlich nicht weg, wollen lieber hierbleiben auf unserem geliebten Heimatplaneten, auf unserer geliebten Erde, und wir wollen dieses
himmelblau leuchtende Raumschiff, welches durch die unendlichen dunklen Weiten des Universums schwebt, wohl auch alle in ihrer unvergleichlichen Großartigkeit bewahren - oder gibt es daran auch
nur den geringsten Zweifel?
Nun, tragischerweise sind wir trotz dieses Menschheitswunsches, dieses desiderium hominum, gerade dabei, diesen unseren so
großartigen Heimatplaneten ziemlich gründlich zu verändern, zu zerstören, ihn weniger lebendig, weniger beeindruckend, weniger lebens- und liebenswert zu machen. Wir sorgen dafür, dass sein Weiß
grauer, sein Blau schwärzer und sein Grün brauner wird. Wir schworen den Klimawandel - die wohl größte Katastrophe in der Geschichte der Menschheit - herauf, vernichten die Wälder dieser Welt mit
einer unverzeihlichen Zerstörungswut, darunter diejenigen mit den komplexesten Ökosystemen am vollständigsten; wir laugen durch unsere industrialisierte Landwirtschaft die Böden bis zur
Erschöpfung aus, versalzen sie und besprühen sie mit Giftstoffen; wir überschwemmen die Ozeane mit Plastik und anderem Wohlstandsmüll, während wir sie gleichzeitig mit unseren Fischernetzen leer
und leerer fischen; wir betonieren die Oberfläche des Planeten mit unseren Städten, Industrieanlagen und Infrastrukturnetzen, Kraken gleich, immer weiter zu; wir sprengen Bergkuppen weg, Bohren
in Tausenden von Metern Tiefe Erdölvorkommen am Meeresgrund an, produzieren radioaktive Abfälle, die noch in Jahrtausenden strahlen werden, bringen Flüsse zum Austrocknen, Wälder zum Brennen,
Gletscher zum Schmelzen, machen Steppen zu Wüsten und töten Tiere und Pflanzen, indem wir ihre Lebensräume so stark zerstören, dass wir inzwischen ein Massensterben eingeleitet haben, wie es die
Welt in ihrer 4,6 Milliarden Jahre währenden Geschichte bisher nur ganze fünf- oder sechsmal gesehen hat.
Die Frage ist nur: Wozu das alles? Warum tun wir das, was ist der Zweck? Etwa damit so viele Menschen auf der Erde leben können, wie niemals zuvor? Damit wir uns weiterhin gegenseitig mit Kriegen überziehen können, weil irgendwo auf der Welt der Fanatismus - der große Humanist und Vordenker Europas, Erasmus von Rotterdam, wusste es schon Anfang des 16. Jahrhunderts - der Fanatismus in seiner ganzen kompromissverweigernden und zerstörerischen Wut mal wieder Überhand gewonnen hat? Damit trotz dem Wohlstand, den die Menschheit sich in Jahrhunderten erarbeitet hat, immer noch eine Milliarde von uns in Hunger und Elend leben muss? Damit nur wenige Gutbetuchte in ihren Villen und Luxusyachten immer reicher werden, während die große Mehrheit sehen muss, wo sie bleibt? Damit die Ungleichheit zwischen Nord und Süd, oben und unten, arm und reich immer größer wird? Ist das wirklich das Ziel, für das wir die Zerstörung der Welt in Kauf nehmen?
Oder ist das Ziel vielmehr, dass wir alle ein gesundes, erfülltes und glückliches Leben fernab von wirtschaftlicher Not und kriegerischer Gefahr führen können? Dass jeder - um das Bonmot Friedrichs II. aufzugreifen - nach seiner Facon selig werden kann? Dass wir uns an unseren Familien, unseren Freunden, der Schönheit der Natur und anderen Dingen wie der Kunst, der Musik, der Literatur, dem Sport und allem, was uns sonst noch Freude macht, erfreuen können? Dass wir das tun können, was uns selbst erfüllt, worin wir uns beweisen können, woran wir Spaß haben, womit wir andere glücklich machen oder etwas Positives bewirken können? Ist nicht vielmehr das das große Ziel?
Ich glaube, die allermeisten von uns werden diese Frage mit Ja beantworten - was auch sonst? Wir alle möchten ein erfülltes, gesundes und friedliches Leben, fernab von jeder Not und Gefahr, es sei denn, wir suchen sie bewusst.
Doch ein erfülltes, gesundes und friedvolles Leben kann aus meiner Sicht nicht funktionieren GEGEN die Natur, nicht GEGEN diesen Planeten, sondern nur MIT ihm, nur GEMEINSAM, nur im Einklang, in einer sich gegenseitig (und nicht nur einseitig!) bereichernden Koexistenz.
Nein, das soll natürlich keineswegs heißen, dass wir alle wieder zurück in die Steinzeit, wieder als Jäger und Sammler leben und vollkommen abhängig sein
sollen von unserer natürlichen Umwelt. Aber die Verbindung zur Natur, das Gespür für, das Eins-Sein mit unserer natürlichen Lebensgrundlage, woraus vergangene Generationen so viel Kraft geschöpft
haben - man denke nur an die alten Griechen oder die Romantiker - ist uns heute in vielen Bereichen vollkommen abhanden gekommen. Wir haben vielfach das Gefühl dafür verloren, was wir unserer
natürlichen Umwelt antun können und was nicht, wie weit wir gehen können und wie weit nicht, damit wir uns am Ende nicht selbst zugrunde richten.
In unserm tiefsten Inneren wissen wir seit langem, dass es so, wie wir derzeit im ersten Drittel des 21. Jahrhunderts leben, nicht allzu lange weiter gehen kann. Wir verdrängen es häufig oder flüchten uns in Galgenhumor, aber wir wissen, dass im ersten Drittel des 22. Jahrhunderts - und das ist nicht mehr allzu lange hin, das werden unsere Kinder vielleicht, unsere Enkel aber ganz sicher noch erleben - die Welt, so wie wir sie kennen, kaum noch wiedererkennbar sein wird. Denn daran, ob sie dann noch annähernd so liebens- und lebenswert sein wird wie heute, darf leiser Zweifel bestehen.
Das gilt jedenfalls dann, wenn wir nicht zügig den Schalter umlegen und all die oben beschriebene Zerstörung zurückfahren oder besser ganz eindämmen. Wir brauchen auf diesem Planeten definitiv wieder mehr Nachhaltigkeit, mehr Um- und Weitsicht, mehr Solidarität, mehr Miteinander, mehr Rücksichtnahme, mehr Engagement, mehr Vision und positives Denken, mehr Mut und mehr Widerstand. Wir müssen endlich aus unserer Komfortzone heraus, nach draußen, verändern, überzeugen, aufklären, motivieren. Denn nur so ist eine bessere und für alle lebenswerte Zukunft möglich.
Das ist meine Motivation, mein Anliegen, mein Engagement. Ich möchte dazu beitragen, dass wir es schaffen, dass auch mein Sohn und meine zukünftigen Enkel so selbstbestimmt, glücklich und frei leben können, wie sie es möchten. Und ich bin überzeugt davon, dass eine intakte Umwelt der Baustein ist, auf den sich all dies stützt.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz müssen endlich den Stellenwert erreichen, den sie verdienen. Sie müssen endlich zu einem integralen Bestandteil all unseres Tuns werden - denn schließlich sind wir selbst ein Teil der Natur, ein Kind dieses Planeten, das auf Gedeih und Verderb abhängig ist von Gaia, von der Mutter Erde, die uns hervorgebracht hat und mit der wir auf ewig verbunden sein werden.
Es gibt viel zu tun! Packen wir es also an!
OH
OH Jan/2024